Freitag, 22. Mai 2015

Dumm und Dümmer

Habe ja schon lange nichts mehr gebloggt. 

Das lag eher daran, dass ich oft starr vor Entsetzen war, was sich alles im Cyber-Irrenhaus abspielt, aber vor allem hatte ich Angst, einem Shitstorm anheim zu fallen. 

Das geht ja heutzutage schneller, als du „Superduperknabbermöhre“ sagen kannst. 

Auf der anderen Seite stelle ich mir gewisse Fragen: 

Woher rühren meine Unzufriedenheit und mein Zorn. 

Wieso empfinde ich diesen Abscheu vor dummen Menschen? 

Was treibt mich an, wenn ich Ungebildete vorverurteile und oberflächlich bewerte? 







Diesen Leuten für gesellschaftliche und politische Missstände alleine die Schuld zu geben verblasst zu einer Farce, denn man selber ist ja bisher auch unfähig gewesen, Veränderung herbei zu führen. 

Wer will sich denn mit vergleichbarem Eifer für irgendetwas Sinnvolles engagieren, wie es selbst die Arschlöcher von PEGIDA jeden Montag vorgeführt hatten? 

Politische Engagement hört bei den Intellektuellen da auf, wo Jauchs Versagen anfängt. 

Die Menschen ( ich kann sie jetzt schon nicht mehr als „dumm“ bezeichnen), die sich ihre Meinung aus Talkshows holen, sofern sie um diese Uhrzeit noch nüchtern genug sind, haben damit auch das Fundament geschaffen, auf dem sie ihre Überzeugung bauen können.

Sollte ich diese Menschen nicht eher beneiden, statt sie zu stigmatisieren?

Was es zu beneiden gibt? Ganz einfach, liebe Freunde des gehobenen Schulabschlusses. 

Diese simpel konditionierten Mitmenschen sind zufrieden! Ich bin es nicht. Und auch viele meiner Freunde und Bekannten sind es nicht.  

Diese Mario Barth-Anhänger, die ihre BILD nicht nur zum Fisch einwickeln benutzen, verarbeiten ihre Freuden auf einer Schwelle, die so tief unten liegt, dass in diesem Tsunami, bestehend aus einer Flutwelle von Endorphinen, keine Zeit für Zweifel bleiben. Selbst die Geissens haben Follower. 

Ein Fläschchen Bier, ein Song von Santiano und „dem Nachbarn seine Alte ihre Schwester“ im Arm, schon geben sich Serotonin, Dopamin und Oxytocin die Klinke in die Hand. Wenn die Braut dann noch Dortmund-Fan ist, was soll da noch schiefgehen? Komm noch ´ne Runde, Konto ist eh überzogen. 

Leuten wie mir stellt sich zunächst die Frage, ob man überhaupt weggehen sollte. 
Bei positivem Entschluss muss dann eine Location gefunden werden, die nicht Nestle, Monsanto und Ferrero unterstützt. Auch veganes Essen sollte angeboten werden, wo doch so viele Freidenker vegan werden, da es ihnen, auch wenn sie sich weiterhin genauso unzufrieden fühlen wie ich, eine Überlegenheit gibt über die profanen Fleischvertilger. 

Dann die Musik. 

Am besten gar keine. Man wird sich sowieso nicht einig über die Musik, da ja der persönliche Musikgeschmack als einziges Mittel zur Individualität soziologische Paradigmen freisetzt, die dich zu einer Art Insel werden lassen. 

Schlager? Wohl verrückt! Punk? bist du krank? Kein Metal! Kein Techno! Keine Live-Musik. Das klingt immer scheisse. Bla, bla, blubb...

Eigentlich habe ich eh keine Lust zum Feiern. 

Außerdem ist sowieso „Der Witcher 3“ heute gekommen. 

Man kann sich sein Leben heutzutage "vorbestellen". Es ist nicht alles schlechter. 

Wie immer wird das künstlich Erschaffene die Realität bei weitem übertreffen. Wir haben schon alles gesehen, alles erlebt. 

Wir haben getötet, vergewaltigt, Kohle gescheffelt und verloren. Wir haben Vulkanausbrüche überlebt, sind in Zombieherden umgekommen. Alles in HD. 

Da kann das wahre Leben nicht gegen anstinken. 

Das macht uns unzufrieden, denn das echte Leben sieht leider nicht so toll aus wie auf der PS4. 

"In echt" werden wöchentlich über 50 Tonnen Flüchtlingsfleisch im Mittelmeer an die Fische verfüttert. 

Ein Meer voller Tote.

Wie in „Titanic“. 

Da hatte meine Freundin geweint.

Also beim Film, ist klar.