Samstag, 12. November 2016

Klassenkrampf

Klassenkrampf…

Einer meiner größten Fehler in letzter Zeit war, dass ich diese verdammte Politik, sei es hier bei uns oder im Ausland, zu persönlich genommen habe.

Keiner trifft politische Entscheidungen gegen seine persönlichen Interessen. Jeder entscheidet aus seiner eigenen Perspektive.

Was ist gut, was ist böse?

Wenn ich den Golden Retriever aus dem Tierheim beim nächsten Hof-Fest auf den Grill werfe, wird das sicher nicht gut ankommen, auch wenn es nett gemeint war.

In China, Vietnam oder Korea hätte man sich höchstens über die vergammelte Milch beschwert. Wir nennen es Käse. Alles ist Ansichtssache.

Hätte ich Trump gewählt, wenn ich in den USA leben müsste? 


Bestimmt würde ich mich über chinesisches Essen freuen, wenn ich nur den üblichen Ami-Fraß vorfände. Aber Hunde würde ich trotzdem nicht essen. Oder doch? Es käme darauf an, wie die Alternativen aussähen.

Option Trump

Ein rassistisches Arschloch, frauenfeindlich und dumm. Inkompetent und populistisch. Ein arroganter, narzisstischer Querkopf, der von Vernunft genauso verschont blieb wie von Empathie.

Die Republikaner, seine Partei, die schon ohne einen Psychopathen wie Trump noch unwählbarer scheinen als unsere CSU / AfD. 


Ausschreitungen von dummen Rassisten und anderen Trump –Anhängern beweisen schon am Tag nach der Wahl, dass die Fans ihr Vorbild sehr ernst nehmen. Ein moralischer Kurzschluß.

So gesehen ist ein Kreuz bei diesem intelligenzreduziertem Universal-Phobiker zunächst undenkbar.

Manche würden eher Satan wählen, andere sehen da keinen Unterschied.

Option 2 Hillary Clinton

Der Name Clinton hinterlässt durch die Präsidentschaft ihres Göttergatten nicht nur bei Monica Lewinsky einen fahlen Geschmack im Mund. 

Nachdem der letzte ernst zu nehmende Kandidat der Demokraten während der Vorwahlen von der Kriegsindustrie abgesägt wurde, blieb eine Dame zurück, die neben ihrer Erfahrung vor allem ein Netzwerk aus alten Kriegstreibern und Lobbyisten vorzuweisen hat.
Nachdem sie den Libyenkrieg verkackt hatte, zog sie sich ins Privatleben zurück. 
Wäre sie da nur geblieben.



Clintons Politik steht für Aufrüstung, außenpolitische Sanktionen, Flugverbotszonen, die einen bewaffneten Konflikt garantieren und die hohe Wahrscheinlichkeit, mit Russland in Zustände des kalten Krieges zurückzufallen. Am liebsten wäre die Hexe schon in der Nacht des Sieges in Moskau einmarschiert.

Erfolgreicher vermag bei uns nur die AfD, die Uhr zurückzustellen.

Ich weiß wirklich nicht, wen ich gewählt hätte. Aber ich weiß wie: Ich hätte FÜR meine Familie gewählt. Ich hätte so gewählt, dass ihre Sicherheit am besten gewährleistet wäre.

Nur die Lebensumstände spiegeln die Entscheidungen jedes Einzelnen. Nichts mehr und nichts weniger.

Wer sich für Trump oder die AfD entscheidet, wählt rassistische Wichser, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass er selbst ein Rassist oder Neonazi ist.

Welche idiotische Denke oder welche dummen Umstände zu seiner Entscheidung geführt haben, sie sind allesamt zu individuell, um sie pauschal mit einem FUCK OFF SCUM! abzuschmettern.

Wie hätte ich gewählt?

Gegen die Unmenschlichkeit eines Trump oder gegen die Wahrscheinlichkeit eines Weltkrieges?

Keine Ahnung. 
Ich sollte mich besser mit der nächsten Bundestagswahl befassen.

Was auch für uns in Europa gilt:

Wahlen bestimmen nicht unser Gemüt. Sie bestimmen nicht unsere Einstellung.
Wahlergebnisse haben keinen Einfluss auf unsere Toleranz, unsere Gesprächsbereitschaft und unsere Empathie. Alles kommt von uns selbst.

Am wenigsten bestimmt die Politik unsere Vernunft.
Nein. Eigentlich sollte es genau umgekehrt sein.

Ist es aber nicht. Es ist Angst.


Und das macht mir Angst: Dass die Angst unser Handeln bestimmt.

Es gibt eine Kluft in unserem Land. Aber die lässt sich nicht durch Hass oder Intoleranz und Unverständnis beseitigen.

Wer andere wegen seiner Fehler stigmatisiert, wird weder Erkenntnisprozesse noch Lösungen hervorrufen. 

Wir müssen das tun, was die Regierungen der letzten Jahrzehnte vergessen haben: Brücken bauen. Aufklären und eine friedliche Haltung repräsentieren.
Das entzieht den Arschlöchern und Rattenfängern die Energie. 

Meidet die hetzerischen Medien auf allen Seiten des politischen Spektrums.



Die Welt ist nicht besser oder schlechter als vor 50 Jahren. 
Es kommt uns nur so vor, weil wir nicht bestimmen können, was uns vorgesetzt wird.

Aber wir bestimmen selbst, wie wir uns verhalten.

Und was wir unseren Kindern beibringen.
Gebt nicht auf.
Seid lieb. 
Bitte.