Ken und Barbie (oder: Word unterstreicht Jebsen rot)
Neulich an
irgendeiner Hotelbar haben wir uns über diese eigenartige Bewegung der
militanten Verschwörungstheoretiker unterhalten und kamen dann auch auf diesen
Jebsen zu sprechen, der die Antilopen-Gang verklagt hat, weil sie einen
großartigen Text geschrieben haben.
Keine Ahnung, was
ihn dazu gebracht hat, aber offensichtlich fühlte sich der Mann im Song direkt
angesprochen.
Aber auch in
unserer kleinen Runde spaltet Barbies Exmann die Gemüter.
Die einen hassen ihn,
die anderen finden ihn lächerlich, wieder andere finden ihn menschlich
abstoßend, noch andere halten ihn für dumm oder wahnsinnig. Einen regt er sogar
zum Nachdenken an.
Mit Recht, wie
ich finde. Zu Wort käme man ja bei ihm eh nicht.
Spontan hatte
ich mich gefragt, was man wohl anstellen muss, damit man bei einem Radiosender
rausfliegt. (Sorry, Martin Kesici. Aber diesmal meine ich nicht dich.)
Aber bei
weiterer Recherche sondert die Vita dieses Aufklärers schon einen ziemlich Mix aus
Irrsinn und Antisemitismus ab.
Fürsprecher von Bushido, nachdem er Israel das
Existensrecht absprach.
Der Holocaust sei ein PR-Gag, der Anschlag auf das WTC
ein „warmer Abriss“ gesteuert wie sämtliches Weltgeschehen vom CIA…
Jeder muss für
sich selbst entscheiden, was er glaubt und vor allem wem er es nicht glaubt.
Ehrlich gesagt,
halte ich es nicht lange aus, mir seine Statements anzuhören, wo Opfer in die
Täterrolle gedrückt werden, wo mit passiven Methoden Hetze betrieben wird. Möge
sich jeder selbst ein Bild machen.
Es gibt viel zu
viele Beispiele in den letzten Einhundert Jahren, auch in Europa, wo Kriege,
religiöser Fundamentalismus, Gier und Machtbesessenheit die Menschen ins
Unglück gestürzt haben.
Aber es ist der falsche Weg, in solchen Konflikten
stumpf Partei zu ergreifen, denn es gibt stets Opfer auf beiden Seiten.
Auslöser sind immer radikale Minderheiten, die niemals repräsentativ für ihr
Volk sein können.
Leute wie
Elsässer, Mährholz und Jebsen greifen die konkreten Probleme ihrer Anhänger auf
und erklären sie mit abstrakten Theorien. Da der Unzufriedene nicht gerne
selber denkt, nimmt er den Schwachsinn gerne an, bekommt dadurch ein konkretes
Ziel für seinen Unmut und wird in eine Spur gedrängt, die zu allem führt, nur
nicht zur Veränderung oder Verbesserung seiner Lage.
Aus Protest
geht man nicht wählen, da ja sowieso alles „gesteuert“ wird. Aus Wut wird alles
boykottiert, das Eigeninitiative, Mitgestaltung, und dadurch Veränderung,
bewirken könnte.
Man beruft sich
auf Machtlosigkeit und wird so zur Spielfigur der Verschwörungsgurus.
Wie kommt das
nur, dass auch halbwegs intelligente Leute diesem Irrsinn anheimfallen?
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Patriotenpack.
Schauen wir uns
deren Eltern an.
Der eine Typus
hält sein Umfeld für das „wahre Deutschland“. Dazu zählt der Karnevals- oder
Schützenverein genauso wie das Schrebergartenghetto an der Ruhr. Dass die
Hälfte der Namen aus ihrer Elite so ähnlich wie „Kowalsky“ klingt, hält sie
nicht davon ab, ihren Kindern Angst vor Überfremdung, Islamisierung und vor Machtlosigkeit zu
vermitteln.
Der andere
Typus schlägt Profit aus der Angst. Der warnende Zeigefinger wird gar nicht
mehr gesenkt, und jeder, der weniger besitzt, wird zum Feindbild. Gelebter Kapitalismus
geht eine Symbiose ein mit unterdrücktem Faschismus. Das Motiv „Gier“ wird zur
Motivation, zu hassen. Die Beratungsresistenz ist erlernt. Gepaart mit
fundierter Schulbildung prädestiniert man sich eher zum „Führertum“, denn zum
Mitläufer oder Schlägertrupp.
Da ist es für
deren Kinder nur noch ein kleiner Schritt zum Rechtspopulisten. Gehirn
ausschalten. Ab zur Frauenkirche.
Heute brennen
Asylantenheime, morgen Bücherberge. Bald sind es wieder Menschen.
Langsam verstehe
ich, warum das Ding „antifaschistischer Schutzwall“ hieß. Vierzig Jahre haben
sie sich für dumm verkaufen lassen, heute verarschen sie sich selber.
Kens Jünger
hingegen stecken oft in einer Sackgasse. Mit dem Defizit des klaren
Hinterfragens und eigenständigen Handels, erkennen sie zumindest, dass nicht
alles perfekt läuft im eigenen Land.
Unzufriedenheit
als solche ist schon legitim.
Aber sich mit
Rechtsradikalen, Antisemiten, Hetzpredigern und Xavier Naidoo auf eine Bühne zu
stellen, ist kaum zu tolerieren.
Da würde selbst
Exit vor Mitleid gerne noch einen eigenen Spendenmarathon bei KEN FM ins Leben
rufen.