Mittwoch, 16. Juli 2014

Seid lieb



Seid lieb



Mit „Seid lieb…“ hat einer meiner Lieblingsautoren, John Niven, in seinem Werk „Gott bewahre“ sehr treffend die zehn Gebote  zusammengefasst. Eigentlich reicht dieses Statement auch vollkommen aus zum friedlichen Zusammenleben, vorausgesetzt, alle hielten sich daran.

Meiner persönlichen Auffassung nach, gibt es leider darüber hinaus Menschen, die sind einfach böse. Da kann man leider nichts dran ändern, und in solchen Fällen besteht die Aufgabe darin, angemessen zu reagieren. Das ist nicht immer einfach.

Eine angemessene Reaktion auf den WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft besteht natürlich in der Würdigung der erbrachten Leistung.

Deshalb auch von mir als Laie, der sich entsprechend auch kaum für diesen Sport interessiert, meinen herzlichen Glückwunsch zu dieser verdienten Auszeichnung. Aus so vielen tollen Mannschaften als Sieger hervorzugehen ist schlicht und ergreifend eine großartige Leistung und unbestreitbar eine Sache, auf die man stolz sein darf und sollte.


Punkt.

Jetzt gehe ich einmal davon aus, dass die meisten Fans nicht zu den bösen Menschen gehören. 
Genauso gehören auch Leute wie ich nicht zu den bösen Menschen. 

Neo-Nationalsozialisten und Rassisten gehören aber zu den bösen Menschen.

Erschreckt haben mich in den letzten Tagen nicht nur die, aus dem Blickwinkel der sozialen Beschränktheit dieser Arschlöcher völlig vorhersehbaren, braunen Statements und menschenverachtenden Gesten oder diese geschmacklosen Produkte bei Ebay und Thor Steinar zum Thema Weltmeistertitel.

Erschreckend finde ich, dass sich Leute, die für mich zu den guten Menschen gehören, gegenseitig anpöbeln, weil hier die Toleranz fehlt, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren.

Es gibt auf der einen Seite die Leute, die sich, wie ich eingangs erwähnte, zu Recht über den vierten Stern freuen. 

Damit meine ich nicht die Fraktion der „Herrenrasse“, sondern Top-Typen, Fußballfans, von mir aus auch Saison-Fans, egal.

Auf der anderen Seite stehen Leute wie ich zum Beispiel, die mit Begriffen wie Patriotismus und Nationalbewusstsein eher eine Bedrohung, als einen Segen verbinden, und die plötzlich anfangen, Kritik zu üben.

Diese Kritik richtet sich doch nicht gegen „unsere Jungs“, außer, dass das eine oder andere Tänzchen vielleicht überflüssig war. Aber damit kann man leben. Es gibt verschiedene Auffassungen von Benehmen, und Sport ist Wettbewerb. Da hat man als Verlierer nie etwas zu lachen. 
Auch hier nochmal Respekt für den zweiten Sieger.

Was aber die Entgleisungen betrifft, die sich vielfältig sowohl durch Endsieg-Trikots, saudumme Presse-Statements, ekelerregenden Bildern in den Social-Media, rechtspopulistische Sprüche und Nazidreck, da übe ich Kritik, bei der ich nicht flexibel bin.

Es ist beängstigend, was da an menschlichem Müll unter den Steinen des allgemeinen Vergessens verborgen war, und der sich bei dieser Gelegenheit öffentlich präsentiert.

Nun prallen da zwei Welten aufeinander: Die Fans, die nicht den geringsten Zweifel an ihren Fußballgöttern und deren Umfeld zulassen, und die Leute, die Bedenken haben, ermahnen und kritisieren.

Hier fehlen auf beiden Seiten oft jegliche Schattierungen, es gibt keine Zwischentöne. Die einen sehen im Freudentaumel des Titels auch nicht die Zeichen, die den Anderen Angst machen. 
Also geht man sich an die Gurgel.

Seid lieb. Beide Welten können nebeneinander existieren.

Es gibt keinen Grund, auf das Vokabular der Rechtspopulisten zurückzugreifen, weil die Argumente ausgehen.

Es gibt auch keinen Grund, jeden als Nazi zu beleidigen, weil er diese (ähem…) lustigen Überzieher auf seinen Außenspiegeln hat. In den paar Wochen ist aus einem netten Menschen kein arschloch geworden. 
Es sind dieselben Freunde, Bekannte und Kollegen.

Aber habt einen Blick auf die Zeichen unserer Zeit.

Spitzt einmal die Ohren in den Kneipen und öffentlichen Verkehrsmitteln, distanziert Euch von den ewig Gestrigen.

Den Holocaust hat nicht ein einzelner Österreicher zu verantworten, das waren auch „Wir“

Bitte schaltet langsam mal wieder das Gehirn ein.
Die Jungs sind wieder zu Hause.

Es gibt genug Bullshit jetzt in der Welt und auch schon vor und während der WM.

Und vor allem:

Bitte, seid lieb…




Mittwoch, 9. Juli 2014

Warum, oder: Wer nicht fragt, bleibt dumm



Warum, oder: Wer nicht fragt bleibt dumm

Im Folgenden möchte ich versuchen, ein Gespräch mit meiner 8-jährigen Tochter wiederzugeben.


„Papa, warum hast Du Dich gerade so aufgeregt?“, fragte Elli, meine Tochter, während sie mit verschränkten Armen vor mir stand. Den Kopf hatte sie in der vorwurfswollen Neige, als hätte sie schon ihr Urteil gefällt, und es ginge ihr nur noch um das Strafmaß.


„Ich? Na, wegen der Verteidigungsministerin. Die will jetzt Drohnen bauen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Zu lügen hatte keinen Sinn. Das hätte sie gerochen.


„Und warum regt Dich das auf?“ Ich verschränkte nun auch meine Arme. „Warum? Weil diese Dinger dazu da sind, um Menschen zu töten, Schatz. Und ich habe diese Regierung nicht gewählt“


Warum darf die das denn dann?“


Diese Frage brachte mich nun in Verlegenheit. Ich nahm mir eine Minute zum Überlegen, der Weg war sowieso durch das Mädchen versperrt. Dieser Diskussion konnte ich nicht entfliehen.


„Schatz, unsere Verteidigungsministerin gehört nun einmal zur Regierung. Und die darf so etwas entscheiden.“


Schlicht und ergreifend.


Doch Elli fragte nur: „Warum wollen die denn Menschen töten. Und wen? Auch mich?“


Hier musste ich etwas zurückrudern. „Nein, unsere Regierung will niemanden töten.“


Elli legte wieder den Kopf schief und fragte: „Aber warum regt Dich das dann auf?“  


„Weil sie damit töten könnten. OK, mein Schatz. Ich gebe Dir ein anderes Beispiel für Dinge, die mich aufregen. Weißt Du, manchmal ist es auch schlimm, wenn jemand etwas nicht tut, obwohl er könnte.“
Warum?“, wollte sie wissen, und um sich Nachdruck zu verleihen, stemmte sie die Hände in die Hüften. Nach wie vor versperrte sie die Tür zum Flur.


„Weißt Du noch, wie ich geschimpft habe, als Du gestern Dein Zimmer nicht aufgeräumt hast? Du hättest schließlich aufräumen können. Hast es aber nicht getan, obwohl Du solltest:“


Dieser Schlag hatte gesessen. Dem hatte sie bestimmt nichts entgegen zu setzen.


„Du hattest mir nicht gesagt, warum ich aufräumen sollte, Papi.“, gab sie zu bedenken.


Warum?“, fragte ich etwas zu harsch.
Natürlich. Sie schwieg, die Mimose, aber ein ganz zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. Das sagte mir so viel wie:  Du hast mich schon verstanden…


Warum? Vielleicht, weil ich es Dir gesagt habe? Was soll die Frage?“ 
Ungläubig starrte ich mein Kind an.


Das Kind blickte ungläubig zurück und gab zu bedenken: „Es ist doch mein Zimmer. Warum sollte ich es für Dich aufräumen, Papa?“


„Na, weil wir hier in einer Gemeinschaft leben. Das ist wie mit den Drohnen. Die will doch auch keiner. Trotzdem sollen sie gebaut werden.“


„Aber ich will mein Zimmer doch auch nicht aufräumen. Bist Du sowas wie die Frau mit den Drohnen?“


Warum das denn?“, fragte ich, während mir die Kinnlade runterklappte.


Sie setzte nach: „Bist Du so etwas wie meine Regierung?“  


Ha! Eine Steilvorlage!


„Ganz genau, mein Schatz. Und deshalb wirst Du in Zukunft Dein Zimmer aufräumen, wenn ich Dir das sage. Ich bin Deine Regierung.“


„Ich habe Dich aber nicht gewählt, Papa.“. meinte Elli und verschwand in ihr Zimmer.

Warum denn nicht



Warum denn nicht?

Dies ist mein Beitrag zum Blog Bang von Markus Cerenak. 
Dort geht es um die Frage nach dem persönlichen Warum

Wenn man Freelancer ist, so wie ich, oder in leitender Position angestellt, genügt ein winziger Fehler, ein falscher Schritt oder eine Fehlentscheidung, und alles war für die Katz. 

Also muss man sich stets abfragen, warum man etwas tut. Oder warum man etwas nicht tut. 

Verliert man die Kontrolle, geht schnell etwas schief.

Und wenn man nicht sogar den Folgejob verliert, fängt man unter Umständen wieder ganz von vorne an. Na und?

Warum denn nicht?




Jetzt höre ich förmlich das Raunen derjenigen, die sich bei den ersten Sätzen wiedergefunden hatten.


Aber genau das ist mein Warum.


Es heißt: Warum denn nicht.


Zweifel, Zögern, Hinterfragen, Reflektieren treten an gegen Bauchgefühl, Intuition, freies Handeln.

Auf dieser Seite fühle ich mich wohler. Die Freiheit des Schaffens mit dem Mut zum Scheitern. Ich rede nicht von blindem Aktionismus. 

Fachkenntnisse und Erfahrung sind genauso wichtig wie Research und Planung. 
Aber am wichtigsten ist der Mut, etwas anzupacken.


Warum denn nicht?


Aus jeder Niederlage geht man gestärkt hervor.



Nur ein Idiot würde die gleichen Fehler noch einmal machen. Genauso erkennt man Unterströmungen und Intrigen schon im Ansatz, wenn man einmal dergleichen zum Opfer gefallen war. Das ist das Plus bei Erfahrung.

In ruhigem Fahrwasser musst du das Ruder nur festhalten, nicht steuern.


Jeder Fehler ist ein Lernprozess, der Dich weiterbringt.



Lernen durch Erfolg und Misserfolg. 
Das können sogar kleine Kinder. 
Das kannst Du auch. 
Wenn Du nur am Modell lernst, wirst Du nie etwas selbst erschaffen.


Man betrachtet Dinge im Licht, nicht im Schatten.



Der feine Unterschied geht unter im Verkehrslärm der Transparenz.  
Klare Statements schreit man hinaus, man flüstert sie nicht.
Es soll ruhig jeder mitbekommen, dass Du kreativ,  genial, begabt oder fleißig bist. Klappern gehört zum Handwerk. 

Aber auch klare Aussagen gehören dazu, wenn man etwas nicht verantworten kann, oder weil man es verbessern kann.


Ich möchte kein Zweifler sein.


Schließlich will ich ja auch nicht, dass andere an mir zweifeln. 

Die relevanten Dinge fangen oft mit solchen Dialogen an:


„Das hat noch nie jemand so gemacht.“

„Dann bin ich jetzt der erste.“

„Das kannst Du nicht machen.“


„Warum denn nicht?“


Vor zwei Jahren sagte ich, dass ich ein Buch schreiben werde. 
Das hatte mir keiner abgekauft. 
Im November letztes Jahr erschien mein erster Roman im Telescope Verlag. Und er kommt sehr gut an. 

Für mich war da eine neue Passion geboren, die im krassen Gegensatz zu meinem eigentlichen Job als Toningenieur steht.

Nach einem blutigen Erstlingswerk, stehe ich nun kurz vor der Veröffentlichung einer eigenwilligen Selbstfindungsgeschichte mit weniger Toten. Die sind dafür liebevoll inszeniert. 

Parallel habe ich angefangen, einen Jugendroman zu verfassen. 

Zwischendurch lasse ich gerne mal Dampf ab auf meinem Blog.


Warum denn nicht?  


Das alles vollbringe ich neben meinem Job als freiberuflicher Toningenieur.


Alles ist möglich. Da braucht es kein Warum.


Frag lieber: „Wann fange ich an?“