Mittwoch, 9. Juli 2014

Warum, oder: Wer nicht fragt, bleibt dumm



Warum, oder: Wer nicht fragt bleibt dumm

Im Folgenden möchte ich versuchen, ein Gespräch mit meiner 8-jährigen Tochter wiederzugeben.


„Papa, warum hast Du Dich gerade so aufgeregt?“, fragte Elli, meine Tochter, während sie mit verschränkten Armen vor mir stand. Den Kopf hatte sie in der vorwurfswollen Neige, als hätte sie schon ihr Urteil gefällt, und es ginge ihr nur noch um das Strafmaß.


„Ich? Na, wegen der Verteidigungsministerin. Die will jetzt Drohnen bauen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Zu lügen hatte keinen Sinn. Das hätte sie gerochen.


„Und warum regt Dich das auf?“ Ich verschränkte nun auch meine Arme. „Warum? Weil diese Dinger dazu da sind, um Menschen zu töten, Schatz. Und ich habe diese Regierung nicht gewählt“


Warum darf die das denn dann?“


Diese Frage brachte mich nun in Verlegenheit. Ich nahm mir eine Minute zum Überlegen, der Weg war sowieso durch das Mädchen versperrt. Dieser Diskussion konnte ich nicht entfliehen.


„Schatz, unsere Verteidigungsministerin gehört nun einmal zur Regierung. Und die darf so etwas entscheiden.“


Schlicht und ergreifend.


Doch Elli fragte nur: „Warum wollen die denn Menschen töten. Und wen? Auch mich?“


Hier musste ich etwas zurückrudern. „Nein, unsere Regierung will niemanden töten.“


Elli legte wieder den Kopf schief und fragte: „Aber warum regt Dich das dann auf?“  


„Weil sie damit töten könnten. OK, mein Schatz. Ich gebe Dir ein anderes Beispiel für Dinge, die mich aufregen. Weißt Du, manchmal ist es auch schlimm, wenn jemand etwas nicht tut, obwohl er könnte.“
Warum?“, wollte sie wissen, und um sich Nachdruck zu verleihen, stemmte sie die Hände in die Hüften. Nach wie vor versperrte sie die Tür zum Flur.


„Weißt Du noch, wie ich geschimpft habe, als Du gestern Dein Zimmer nicht aufgeräumt hast? Du hättest schließlich aufräumen können. Hast es aber nicht getan, obwohl Du solltest:“


Dieser Schlag hatte gesessen. Dem hatte sie bestimmt nichts entgegen zu setzen.


„Du hattest mir nicht gesagt, warum ich aufräumen sollte, Papi.“, gab sie zu bedenken.


Warum?“, fragte ich etwas zu harsch.
Natürlich. Sie schwieg, die Mimose, aber ein ganz zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. Das sagte mir so viel wie:  Du hast mich schon verstanden…


Warum? Vielleicht, weil ich es Dir gesagt habe? Was soll die Frage?“ 
Ungläubig starrte ich mein Kind an.


Das Kind blickte ungläubig zurück und gab zu bedenken: „Es ist doch mein Zimmer. Warum sollte ich es für Dich aufräumen, Papa?“


„Na, weil wir hier in einer Gemeinschaft leben. Das ist wie mit den Drohnen. Die will doch auch keiner. Trotzdem sollen sie gebaut werden.“


„Aber ich will mein Zimmer doch auch nicht aufräumen. Bist Du sowas wie die Frau mit den Drohnen?“


Warum das denn?“, fragte ich, während mir die Kinnlade runterklappte.


Sie setzte nach: „Bist Du so etwas wie meine Regierung?“  


Ha! Eine Steilvorlage!


„Ganz genau, mein Schatz. Und deshalb wirst Du in Zukunft Dein Zimmer aufräumen, wenn ich Dir das sage. Ich bin Deine Regierung.“


„Ich habe Dich aber nicht gewählt, Papa.“. meinte Elli und verschwand in ihr Zimmer.

2 Kommentare:

Annika hat gesagt…

Das ist einfach ziemlich genial. Du hast eine ganz schön schlaue Tochter!

Tom Fuhrmann hat gesagt…

Vielen Dank!