Warum, oder: Wer nicht fragt bleibt dumm
Im Folgenden
möchte ich versuchen, ein Gespräch mit meiner 8-jährigen Tochter wiederzugeben.
„Papa, warum hast Du Dich gerade so
aufgeregt?“, fragte Elli, meine Tochter, während sie mit verschränkten Armen
vor mir stand. Den Kopf hatte sie in der vorwurfswollen Neige, als hätte sie
schon ihr Urteil gefällt, und es ginge ihr nur noch um das Strafmaß.
„Ich? Na, wegen
der Verteidigungsministerin. Die will jetzt Drohnen bauen.“, antwortete ich
wahrheitsgemäß. Zu lügen hatte keinen Sinn. Das hätte sie gerochen.
„Und warum regt Dich das auf?“ Ich
verschränkte nun auch meine Arme. „Warum?
Weil diese Dinger dazu da sind, um Menschen zu töten, Schatz. Und ich habe
diese Regierung nicht gewählt“
„Warum darf die das denn dann?“
Diese Frage
brachte mich nun in Verlegenheit. Ich nahm mir eine Minute zum Überlegen, der
Weg war sowieso durch das Mädchen versperrt. Dieser Diskussion konnte ich nicht
entfliehen.
„Schatz, unsere
Verteidigungsministerin gehört nun einmal zur Regierung. Und die darf so etwas
entscheiden.“
Schlicht und ergreifend.
Doch Elli
fragte nur: „Warum wollen die denn
Menschen töten. Und wen? Auch mich?“
Hier musste ich
etwas zurückrudern. „Nein, unsere Regierung will niemanden töten.“
Elli legte
wieder den Kopf schief und fragte: „Aber warum
regt Dich das dann auf?“
„Weil sie damit
töten könnten. OK, mein Schatz. Ich
gebe Dir ein anderes Beispiel für Dinge, die mich aufregen. Weißt Du, manchmal
ist es auch schlimm, wenn jemand etwas nicht
tut, obwohl er könnte.“
„Warum?“,
wollte sie wissen, und um sich Nachdruck zu verleihen, stemmte sie die Hände in
die Hüften. Nach wie vor versperrte sie die Tür zum Flur.
„Weißt Du noch,
wie ich geschimpft habe, als Du gestern Dein Zimmer nicht aufgeräumt hast? Du
hättest schließlich aufräumen können. Hast es aber nicht getan, obwohl Du solltest:“
Dieser Schlag
hatte gesessen. Dem hatte sie bestimmt nichts entgegen zu setzen.
„Du hattest mir
nicht gesagt, warum ich aufräumen
sollte, Papi.“, gab sie zu bedenken.
„Warum?“, fragte ich etwas zu harsch.
Natürlich. Sie schwieg, die Mimose, aber
ein ganz zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. Das sagte mir so viel wie: Du hast
mich schon verstanden…
„Warum? Vielleicht, weil ich es Dir
gesagt habe? Was soll die Frage?“
Ungläubig starrte ich mein Kind an.
Das Kind
blickte ungläubig zurück und gab zu bedenken: „Es ist doch mein Zimmer. Warum sollte ich es für Dich aufräumen,
Papa?“
„Na, weil wir
hier in einer Gemeinschaft leben. Das ist wie mit den Drohnen. Die will doch
auch keiner. Trotzdem sollen sie gebaut werden.“
„Aber ich will
mein Zimmer doch auch nicht aufräumen. Bist Du sowas wie die Frau mit den
Drohnen?“
„Warum das denn?“, fragte ich, während
mir die Kinnlade runterklappte.
Sie setzte
nach: „Bist Du so etwas wie meine Regierung?“
Ha! Eine
Steilvorlage!
„Ganz genau,
mein Schatz. Und deshalb wirst Du in Zukunft Dein Zimmer aufräumen, wenn ich Dir
das sage. Ich bin Deine Regierung.“
„Ich habe Dich
aber nicht gewählt, Papa.“. meinte Elli und verschwand in ihr Zimmer.
2 Kommentare:
Das ist einfach ziemlich genial. Du hast eine ganz schön schlaue Tochter!
Vielen Dank!
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