Typ-Techniker / Techniker-Typ
Der Techniker,
egal aus welcher Branche, gehört zu einer besonderen, fast schon schützenswerten
Art. Der Techniker als solcher tritt am liebsten vereinzelt auf, da er Kollegen
als Konkurrenz empfindet. So kommt es zu dem Phänomen, bei dem sich eine unfaßliche
Anzahl von Technikern gut kennt und herzlichen Kontakt über Social Media und
alle möglichen anderen Kanäle pflegt, sich aber selten sieht. Besonders beim
reisenden Volk in der Veranstaltungsbranche ist dies sehr ausgeprägt.
Hier entstand
sogar eine Art Geheimsprache, oder zumindest etwas, das zwei Stufen über dem
Begriff Fachchinesisch liegt.
Verbal
„Ich habe morgen einen Kofferjob in
Stuttgart“
Übersetzt: „Ich kann morgen eine Alte in Stuttgart
knallen.“
„Wir haben zu zweit 40 Mopeds geriggt
und anschließend die ganze Scheisse totgehangen.“
Übersetzt: „Nach der Installation von 40
Elektrokettenzügen wurde die gesamte Dachkonstruktion direkt an die
vorgesehenen Trägerpunkte angebunden, um das Gewicht der Elektrokettenzüge bei
der Gesamtlast einzusparen. Durchgeführt wurden die Arbeiten unter der Aufsicht
von zwei Fachkundigen und mit einer angemessenen Anzahl von Helfern.“
FOH: „Die Kick ist bei mir komisch.“ Monitor:
„Für mich ist gut.“ FOH: „Klingt einbeinig mit Fratzen.“ Splittermann: „Bei mir
geht sauber raus.“
Übersetzt: Operator am Tonmischpult im Saal: „Ich
bekomme mit der Bass-Drum nichts Gescheites hin, aber ich will nicht schuld
sein.“ Operator am Monitormischpult: „Das ist dein verdammtes Problem. Fick
Dich.“ Operator am Tonmischpult im Saal: „Das Signal, das du mir schickst, ist nicht
in Ordnung.“ Kollege, der für die Signalverteilung an der Bühne zuständig ist: „Ich
hau Dir gleich ein Aluminiumrohr in die Fresse.“
„Ich brauch mehr Augenlicht.“
Übersetzt: „Leute,
ich hab meine Brille vergessen und kann gerade nicht so gut Schärfe ziehen.
Aber ich schieb es mal auf das Gewerke der Beleuchter, ja?“
Es gäbe sicher
noch mehr Beispiele. Wer was weiß, kann es gerne als Kommentar hier notieren.
Vielleicht
machen wir dann ein Buch draus. Solange mich keiner mit dem bekloppten
Saftschubser aus Berlin vergleicht. War bestimmt eh nicht seine Idee mit dem
Langenscheidt.
Visuell
Hier eignen
sich Facebook – Bilder ganz hervorragend, um Subtext und verborgene Botschaften
zu transportieren. Fernab von Ironie
und der Gefahr, Schuldzuweisungen und Vorwürfe zu ernten.
und der Gefahr, Schuldzuweisungen und Vorwürfe zu ernten.
Standard-Bild
Man sieht
natürlich möglichst viel Technik, und im Vordergrund, das ist ganz wichtig,
befindet sich der Ausschnitt, auf den es ankommt.
In unserem
Beispiel ein Mischpult. Ansonsten ein grausames Foto, wie man es selbst Putin
nicht in den offenen Sarg legen möchte. Natürlich hat der Kollege das selbst
geknipst.
Die Botschaft
ist aber klar: „Hallo, ich kann dieses Mischpult bedienen, und ich wurde nicht
von diesem Pult vertrieben, was bedeutet, ich durfte hier arbeiten.“
Auf Facebook
stünde unter dem Bild: Geiles Licht.
De Luxe Version
Man sieht
natürlich möglichst viel Technik, und im Vordergrund, das ist ganz wichtig,
befindet sich der Ausschnitt, auf den es ankommt.
In unserem
Beispiel ein Mischpult. Auch dieses Foto würde die Müllabfuhr nur mit
vorgehaltener Pistole mitnehmen, aber: es gibt noch eine zweite versteckte
Botschaft.
1. Leute, ich kann dieses Pult bedienen und
wurde nicht vom FOH vertrieben, und
2. Das Alles war auch noch auf einem Job
mit einer tollen Band!
Bei Facebook
stünde darunter wohl so etwas wie: Was
ein doofer Backdrop. Kleiner gings nicht…
Sehr schön ist
auch ein Foto vom Essen, das natürlich auf dem Mischpult steht. Ratet mal wie
die Botschaft lautet, während unter dem Bild bei Facebook vermerkt wird:
Scheiss Catering…
Das Essen ist
nur ein Platzhalter. Es kann auch ein Kollege sein, eine Hostess...
oder eine
lustige EQ-Einstellung.
Wie dem auch
sei: Wenn ihr einem Techniker begegnet, gilt das gleiche wie bei einem einsamen
Dobermann, der eine Leine hinter sich herzieht:
Langsam
sprechen, keine hektischen Bewegungen und etwas zu essen anbieten.
Einen besseren
Freund kann man sich gar nicht wünschen, wenn man das beachtet.
PS.: (Ja, das sind
alles meine Fotos…)
2 Kommentare:
Welch herrliche Parodie auf unser Verhalten. Eine perfekte Mischung aus Spiegel, Streitaxt und Schokolade. Großartig!
Danke
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