Die überarbeitete Version einer Kurzgeschichte. So lasse ich sie.
Sahin von Tom Fuhrmann ©2017
Meine einsame Kindheit verbrachte ich zumindest ohne Schmerzen. Es gab keine anderen Kinder, die mir wehtaten. Es gab niemanden. Ich war stets allein, aber unverwundbar.
Sahin von Tom Fuhrmann ©2017
Meine einsame Kindheit verbrachte ich zumindest ohne Schmerzen. Es gab keine anderen Kinder, die mir wehtaten. Es gab niemanden. Ich war stets allein, aber unverwundbar.
Bis ich den Jungen traf.
An irgendeinem schulfreien
Tag flanierte ich in der Innenstadt. Ich besuchte als Dreizehnjähriger die
siebte Klasse des Gymnasiums in Sprockhövel. Ein Wolkenbruch überraschte mich,
und ich flüchtete in die nahegelegene „Zwiebelturmkirche". Das Gotteshaus war
menschenleer. So flegelte ich mich auf eine Bank und blickte auf das Kreuz.
Weder Ehrfurcht noch Geborgenheit konnte ich empfinden oder mir gar aus meiner Perspektive erklären, sofern man im Alter von Dreizehn derartiges wie eine eigene Perspektive besaß, weshalb Menschen so fixiert auf dieses Religionsding waren und schreckliche
Dinge taten im Namen dieser Idee, die für mich keinen Nutzen brachte. Eigentlich bestand ich damals nur aus Unzufriedenheit
und Langeweile. Fast wäre ich eingeschlafen.
Plötzlich rief hinter mir eine Stimme:
„Hallo!“ Nie im Leben hatte ich mich so fürchterlich erschrocken. Ich drehte
mich um, blickte in das fröhliche Gesicht eines Jungen in meinem Alter. Langes
schwarzes Haar, dunkle Hautfarbe und die traurige braune Augen, die gar nicht
zu dem Lächeln passten, das mich in Form von perfekten schneeweißen Zähnen
anstrahlte. Er hatte hinter mir geschlafen, bis ich seine Ruhe störte. „Hallo.“,
wiederholte er den Gruß. Ich bekam gerade erst wieder Luft und hauchte: „Hallo.
Wer bist du?“ Er sprang auf, stellte sich auf die Bank: „Mein Name ist Sahin.
Wir sind aus dem Iran in die Türkei geflüchtet. Dann sind wir vor den Türken
geflüchtet. Wir sind Kurden. Jetzt sind mein Vater und ich hier. Und wer bist
du?“ Damals beeindruckten mich seine sprachlichen Fähigkeiten. Er formte die
Worte ohne erkennbaren Akzent.
„Mein
Name ist Lennart. Ich war noch nie auf der Flucht. Außer vor meinen Alten.“
Sahin
grinste und rief fröhlich: „Komm mit. Wir machen schöne Sachen!“
Der Junge
sprang ruckartig herunter von der Bank. Er klatschte mit seinen
Sandalen auf den Boden des Seitenganges. Der Widerhall in der Kirche knallte
vom Gewölbe mit unerträglicher Lautstärke zurück. Ich folgte dem Flüchtling. Wer an meiner Stelle wäre nicht so einer Aufforderung nachgekommen? Knarzend öffneten wir die
Eingangstür und ich stellte befriedigt fest, dass es kaum regnete.
„Komm!“,
rief Sahin und rannte los. Wieder konnte ich nur mühsam mit ihm Schritt halten.
Er war schnell. Flüchtlinge müssen schnell sein, dachte ich. Mir fiel ein, was
ich in den Nachrichten gehört hatte. Dass in den letzten neun Monaten von
Anfang 2015 bis heute über 800 Kinder auf der Flucht im Mittelmeer jämmerlich
ertranken.
„Warum
zählen sie Kinder extra?“, hatte ich meinen Vater gefragt. Der hatte nur
gelacht und gesagt: „Was geht das uns an?“
Vor der
Mauer im Kirchweg blieb er stehen und sagte: „Pass auf!“ „Worauf?“ „Pass auf!“,
wiederholte er, als ob er dadurch bei mir einen Erkenntnisprozess auslösen
könnte und kletterte im selben Moment flink wie ein Affe auf die etwa zwei
Meter hohe Mauer. Wie aus dem Nichts holte er eine Plastiktüte aus dem Geäst des
Kastanienbaumes und warf sie mir zu. Darin befand sich ein alter Lederball, der
definitiv seine beste Zeit hinter sich hatte. „Ein Ball?“, fragte ich unsicher.
„Komm
mit. Spielen!“, sagte Sahin, und eine kurze Zeit später passten wir uns auf
einer Waldlichtung am Schultenbusch den alten Fußball zu, schossen auf ein Tor,
das wir vorher mit zwei großen Steinen markiert hatten. Ich spielte nach langer
Zeit mit einem Gegenstand, der weder einen Anschluss für ein Netzteil, noch
Batterien besaß. Das hier war nicht „Fifa 2015“. Aber ich hatte Spaß wie schon
lange nicht mehr.
Dann erstarrte ich in meiner Bewegung. Der Ball, den ich fangen
wollte, prallte von mir ab und kullerte unbeachtet in Sahins Richtung. Doch der hatte auch nur Augen für den Grund meiner Starre.
„Hey
Muselmann, das ist mein Ball!“ David Gerber stand vor uns. Er war
vierundzwanzig Jahre, groß, kahlköpfig und brutal. Sahin starrte ihn an, als ob
der Mann gerade mit einem UFO gelandet wäre. David Gerber hatte keinen
Schulabschluss, vertrat dafür eine deutsche Gesinnung. Flüchtlinge passten sehr
gut in sein Feindbild.
„Ball hergeben, Kanacke! Oder du nix dem Deutschen
mächtig?“, fragte David Gerber und grinste fürchterlich. Sahin drehte den Kopf
so schnell in meine Richtung, dass seine langen schwarzen Haare flogen. Wir
verstanden uns ohne Worte in dieser bedrohlichen Situation. Ich nickte ihm zu.
Sahin händigte den alten Lederball sofort an den Skinhead aus. Dabei fixierte
er ihn mit den dunklen Augen, unerbittlich und durchbohrend, so dass der große
Mann seinen Blick senkte.
"Es muss heißen: Des Deutschen.", zischte er. Sahin zeigte nicht die Spur von Angst, was ich von
mir nicht behaupten konnte. Mir schlotterten die Knie.
Kaum hatte Gerber den
Ball aufgehoben, starrte er Sahin wieder hasserfüllt an. Ohne Vorwarnung
verpasste er dem Kurden mit der freien linken Hand einen Schlag vor den Kopf,
dass der Flüchtling zur Seite stürzte und auf dem Boden landete. Dann zog der
Skin übel grinsend ein Springmesser und stach mit der Klinge mehrmals in den
Ball.
Das Geräusch der entweichenden Luft schien uns zu verhöhnen.
„Nein!“,
schrie Sahin, rappelte sich auf und stürmte auf Gerber zu. Der trat ihn brutal
in den Bauch, stoppte den Angriff, kaum dass er begonnen hatte. Ich konnte mir
das nicht länger mit ansehen, verdrängte meine Angst und schlug dem Riesen mit
der Faust gegen sein rechtes Ohr. Gerber stöhnte auf vor Schmerz, drehte sich
mit einer Geschwindigkeit um, die ich nie erwartet hätte, packte mich am Arm
und hielt mir das Stilett an den Hals. „Ich schlitz dich auf, du Kröte!“,
zischte er. Plötzlich brach er zusammen wie ein nasser Sack, ließ mich frei und
sein Messer fiel neben ihm auf den Boden. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf
dem bemoosten Waldboden, und aus einer Wunde am Hinterkopf schien etwas Blut
zu sickern.
„Schnell.
Komm!“, rief Sahin und warf einen großen Stein weg.
Wir
rannten ohne Pause, bis uns der Atem stockte. Erschöpft und nassgeschwitzt erreichten
wir den Busbahnhof, wo sich damals meine Grundschule befunden hatte. Hechelnd wie
zwei verrückte Hunde setzten wir uns auf eine Mauer und nach einiger Zeit,
fragte ich den fremden Jungen: „Sahin, wo hast du so gut Deutsch gelernt?“
„Mein
Großvater ist, bevor ich geboren wurde, nach Deutschland gekommen. Zum Arbeiten
als Gast.“ „Als Gastarbeiter?“, korrigierte ich. „Als Gastarbeiter. Mein Vater
wurde in Essen geboren. Hat studiert. Betriebswirtschaft. Später dann ist er
zurück. Ich wurde im Iran geboren. Dort hat mein Vater an der Universität in
Teheran Betriebswirtschaft, Deutsch und Englisch unterrichtet. Uns allen hat er
das beigebracht.“
„Wow,
krass. Mein Vater sagt, dass ihr Wirtschaftsflüchtlinge seid, weil die Türkei
fast wie Europa ist.“
„Das
verstehe ich nicht.“
„Wenn du
aus Syrien gekommen wärst, wäre das anders, verstehst du?“, versuchte ich ihm
zu erklären. Ich zwang mich krampfhaft, mich an die Worte meines Vaters zu
erinnern.
„Nein.
Warum wäre das anders? Da sind auch Kurden.“, meinte Sahin. „Ja, aber in
Ländern wie der Türkei passiert dir ja nichts. Nur dass ihr kein Geld geschenkt
bekommt.“
Er sah
mich entgeistert an und es klang mitleidig, als er endlich sagte: „Lennart, du
weißt gar nichts.“
Wütend
stieß ich mich von der Mauer ab und baute mich vor Sahin auf, der mich noch
nicht mal eines Blickes würdigte, während er da saß und seine Füße baumeln
ließ.
Meinen
wütenden Auftritt hatte er ignoriert, und er wirkte fortan abwesend. Nach ein
paar Minuten setzte ich mich auch wieder neben ihn auf die Mauer, vergrößerte
jedoch den Abstand zwischen uns um einen Meter. Er sollte nicht denken, ich sei
wieder versöhnlich. So beobachteten wir, wie die Busse gegenüber mit laut
dröhnenden Motoren abfuhren und ankamen, wartende Leute zustiegen, hektische
Menschen ausstiegen. Dabei zogen wir es beide vor zu schweigen. Als die Neugierde
auf meinen ersten und gleichzeitig so einzigartigen Freund größer wurde als
mein jugendlicher Stolz, sagte ich: „Komm, Sahin. Wir gehen rüber zum Kiosk.
Ich lade dich auf eine Coke ein.“
Er sah
mich mit großen Augen an, schwieg aber . Dennoch folgte er mir wie ein Hund, als
wir den Bahnhofskiosk betraten. Ich holte zwei Flaschen Cola aus dem
Kühlschrank und nahm eine Tüte Skittles aus dem Regal und zahlte an der Kasse.
Als wir hinausgingen, hielt eine Polizeistreife vor dem Kiosk. Augenblicklich
erstarrte ich, da mir Gerber wieder einfiel. Wie aus einem dichten Nebel
tauchte er als Bedrohung wieder in meinem Bewusstsein auf. Vielleicht war
Gerber tot? Oder vielleicht lebte er noch? Ich konnte damals nicht sagen,
welches Szenario ich als schlimmer empfand. Die beiden Polizisten stiegen aus,
bedachten Sahin zwar mit grimmigen Blicken, aber sie betraten dann den Laden,
ohne sich weiter um uns zu scheren. Wir nahmen unseren Proviant und gingen
wieder hinüber zu unserer Mauer. Der junge Kurde zog plötzlich ein Messer aus
der Tasche. Es war das Stilett von David Gerber, das er vor unserer Flucht
eingesteckt haben musste. Damit öffnete er die Flasche, indem er mit dem Griff
den Kronkorken weghebelte. Panik vor diesem Tötungsinstrument spornte mich an,
in die Offensive zu gehen: „Sag mal, bist du wahnsinnig? Da vorne stehen
Polizisten. Pack das Ding weg!“
„Okay.
Aber Messer gehört mir", sagte Sahin sanft und steckte das Stilett weg.
„Sahin,
wieso hast du gesagt, ich wüsste nichts?“
Es musste
raus. Ich spürte, wie meine Ohren heiß wurden, spürte die unterdrückte Wut, da
ich seine offensichtliche Arroganz immer noch persönlich nahm. Dann erzählte er
mir seine Geschichte.
„Mein
Vater war im Widerstand tätig. Er kämpfte im Untergrund gegen das Ahmadinedschad-Regime. Dann irgendwann kamen Männer vom Geheimdienst. Vater war
nicht da. Sie machten schlimme Sachen mit meiner Mama, wirklich schlimme
Sachen. Dann erschlugen sie Mama und nahmen meine große Schwester mit.“
Mein Zorn
war verraucht, und die Stelle in meinem Bauch wurde durchflutet von Grauen.
„Und dann?“, fragte ich mit krächzender Stimme. Dabei registrierte ich, dass
Sahins Augen sich mit Tränen füllten. Zwei glänzende schwarze Sterne in einem
hübschen Gesicht. Damals machte ich mir kein Bild davon, wie schwer es für ihn
gewesen sein musste, über diese Dinge zu sprechen.
„Vater
nahm meine kleine Schwester und mich mit zu einem Mann aus dem Untergrund. Der
gab uns Pässe und sowas. Dann gingen wir zu einem anderen Mann. Der hatte einen
geheimen Club, wo die Sex machen…“
Ich wurde
sofort rot wie eine Tomate. Damals war ich in Bezug auf Mädchen nahe an der
Galanterie, aber meilenweit entfernt von der Leidenschaft. Ich war im gleichen
Maße neugierig auf Sex, wie er mir Angst machte, und beim bloßen Erwähnen des
Wortes fühlte ich mich ertappt.
Wie ich
lange nach den Erlebnissen recherchierte, organisierte die Sado-Maso-Szene im
Iran auch die eine oder andere Flucht. Diese Leute waren es gewohnt, im
Untergrund zu arbeiten, da ihre Neigungen tabu waren.
„Was ist
mit deiner großen Schwester?“, fragte ich ihn.
„Vater
sagte, er hätte in Agri von einem Freund aus Teheran erfahren, dass man sie tot
aufgefunden hat. Er konnte nicht sprechen fast eine Woche lang, weil er sich vorwirft,
dass er sie im Stich gelassen hat, um uns zu retten.“
Niemals
hätte ich es gewagt, den nun stillen Jungen darum zu bitten, dass er mir den
Rest seiner Geschichte mitteilte, aber er fuhr von selbst fort: „Agri in der
Türkei. Die Soldaten kämpften gegen die PKK. Das sind Kurden, die gegen die
Türken kämpfen.“
„Sind
Kurden denn keine Türken, wenn sie da leben?“, fragte ich. „Bin ich Deutscher,
jetzt wo ich hier lebe?“, fragte er zurück. „Wenn du einen deutschen Pass hast
finde ich schon, ja.“ „Willst du das Ende hören?“, zischte er. „Ja. Bitte.“ Nachdem
er einen großen Schluck aus seiner Flasche getrunken hatte, sagte er: „An der
Grenze zur Türkei wurde meine kleine Schwester Sarah von einem Soldaten
erschossen. Sie stand nur einen halben Meter neben mir. Sie haben oft einfach
geschossen an der Grenze. Und sie haben Sarah getroffen. Jetzt sind Vater und
ich alleine.“
Wieder
machte er eine Pause, um sich die Tränen abzuwischen.
Ich
schämte mich für sein Grauen. „Hör mal. Du musst das nicht erzählen, Sahin.“
„Doch.“,
schluchzte er, „Du bist mein einziger Freund. Du sollst alles hören. Wir haben
sie hinter der Grenze begraben. Sie war erst fünf Jahre alt. Vater konnte sie
tragen. Dann waren wir in Agri, wo uns die Soldaten gehasst haben. Es waren
bestimmt hundert iranische Kurden mit uns da. Viele kannten uns. Vater hatte
Angst vor dem Geheimdienst. Er wollte weg. Es gab keine Arbeit für uns. Es gab
keine Hoffnung. Vater sagte, wir müssen vielleicht zwei Jahre warten, bis man
uns anerkennt. Da sind wir abgehauen.“
Sahin
stand auf und ging direkt vor mir in die Hocke. Er blickte zu mir und niemals
würde ich diesen traurigen Ausdruck vergessen, der zugleich eine derart zornige
Attitüde besaß, dass ich Angst bekam.
„Ich kann
nicht sagen, wie lange wir unterwegs waren. Wir mussten nach Deutschland, sagte
Vater. Er kannte Männer hier von früher. Im Internetcafé hat er mit ihnen
gesprochen unterwegs. Manchmal nahmen uns Lastwagen mit, meistens liefen wir,
bettelten und manchmal wurden wir verprügelt, weil wir dreckige Kurden sind.
Dann waren wir plötzlich in Istanbul. Vater holte dort Geld bei einem Mann ab,
den ich nicht kannte. Dann flogen wir nach Düsseldorf.“ Das war zu viel für
mein Gemüt. Ich nahm meinen Freund in den Arm und während mich der Schmerz
umarmte, flüsterte ich: “Willkommen, Sahin. Willkommen.“
Wir
Hielten uns gegenseitig fest und ich spürte, wie Sahin zitterte, schluchzte.
Ich bemerkte nicht, dass ein Auto mit quietschenden Reifen auf den Busbahnhof
gefahren kam.
Plötzlich
rief eine tiefe Stimme: „Schau mal! Schwul sind die beiden auch noch!“ Wir
waren umzingelt von David Gerber und zwei seiner Freunde. Alle waren in seinem
Alter, groß und sahen brutal aus. Sie trugen schwarze Sachen, hatten
Schnürstiefel an und einer hatte ein Hakenkreuz auf den Hals tätowiert. David
Gerber hatte einen Verband um seinen Glatzkopf. Sahin schob mich hinter sich.
Der kleine Kurde schien mich beschützen zu wollen. Gerber trat vor, er hatte
einen Aluminium-Baseballschläger in der Hand.
„Ja, Muselmann. Jetzt kommt die
Quittung.“ Er schlug so schnell zu, dass Sahin keine Chance hatte, obwohl er
seine Arme blitzschnell hochgerissen. Die Keule traf ihn so hart, dass er
umfiel wie ein Mehlsack. Die anderen fingen sofort an, ihn mit Fußtritten zu
bearbeiten. Ich sah das parkenden Polizeiauto auf der anderen Seite und schrie
aus Leibeskräften: „Hilfe! Polizei! Hilfe!“
Ich
winkte und schrie, bis mir jemand so hart vor den Kopf schlug, dass ich gegen
die Mauer fiel. Endlich hatten sie von Sahin abgelassen, aber nun stand ich in
ihrem Fokus.
Die
beiden Kumpane packten mich von jeder Seite an den Armen.
„Hört
auf, ihr Schweine. Lasst uns in Ruhe…“, flehte ich. Doch Gerber ging in
Ausgangsstellung wie bei einem Baseballspiel und sagte: „So jetzt gibt es auf
die Murmel, Kanackenfreund…“
Er holte
aus, und wie aus heiterem Himmel ließ er die Keule fallen. Es gab ein
metallisches, hohles Geräusch, als sie auf dem Boden aufkam. Dann folgte Gerber
seinem Baseballschläger, kippte nach vorne, und ein Messer steckte in seinem
Rücken. Sein Messer. Dahinter stand der blutüberströmte Sahin.
Der Rest
endete im Lärm des Martinshornes der Polizeistreife. Handschellen klickten. Wir
wurden gepackt und abtransportiert.
Das Alles
zog wie im Nebel an mir vorbei. Polizei, Krankenwagen. Der Körper auf dem
Bürgersteig. Der Junge.
Bevor sie
ihn von mir wegzerrten und ich ihn nie wiedersah, schluchzte er: „Es tut mir leid,
dass überall Krieg ist.“
1 Kommentar:
Nix cool, interessant oder gar lustig! Tief bewegend eher, schockierend wichtig, oder Atem raubend...
Sehr gut geschrieben, Tom!
VG
Jörn
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